Der Dichter Gustav Sack gehört zu den bedeutendsten literarischen Persönlichkeiten unserer Region. Er überlebte den 1. Weltkrieg nicht. Geboren 1885 in Schermbeck, studierte Gustav Sack in Münster Germanistik und Naturwissenschaften.
Obwohl er bereits 1916 nahe Bukarest fiel, hinterließ er Romane, zahlreiche Novellen, Gedichte, Essays, die zum Teil posthum veröffentlicht wurden. Er arbeitete u.a. mit Stilmitteln des Expressionismus und wird in einem Atemzug mit Georg Heym und Georg Trakl genannt, mit Büchner verglichen und neben Benn und Kafka gestellt.
Literaturauswahl zu Gustav Sack:
Gustav Sack: ein verbummelter Student. Roman Berlin 1917
Gustav Sack: Prosa, Briefe, Verse. München 1962
Gustav Sack, Ein Dichter unserer Heimat. Dittgen, Willi in Heimatkalender Kreis Dinslaken 1954 S. 98 ff
Gustav Sack zur Erinnerung. Bockemühl, Erich in Heimatkalender Kreis Dinslaken 1957 S. 128 ff
Gustav Sack. Joachim Schulz-Marzin in Jahrbuch Kreis Wesel 1985, S. 31 ff
Gustav Sack. Leben und Werk des Schermbecker Dichters im Spiegel der Literatur, Bd. 1. Helmut Scheffler, Schermbeck 1985
Großer Dichter aus kleinem Dorf. Zum 125. Geburtstag des Schermbecker Dichters Gustav Sack. Helmut Scheffler in Jahrbuch Kreis Wesel 2010, S. 233ff
Gustav Sack
1885 Oktober 28 1897 1896-1906 1901/1902 1903 1904 1906 1906 1906-1909 1908 1910 1910 1911 1912 1912 1913/1914 1913 1913 1914 1914 Juli 1914 August 01 1914 1914 1914 Oktober bis 1916 Frühjahr bis 1916 Oktober 1916 Dezember 05 1916 |
Geburt in Schermbeck Tod der Schwester Else Sack Köngliches Gymnasium Wesel Salve sis phantasia, drei Gedicht-Hefte Erwerb des Einjährigenzeugnis Olof, Heldengedicht, einzige Veröffentlichung zu Lebzeiten Erwins Tod, Heldengedicht Abitur am Gymnasium in Wesel Studienzeit in Greifswald, Münster und Halle Am Bach, Heidebild, Gedichtzyklen Rückkehr und längerer Aufenthalt in Schermbeck Ein verbummelter Student, Roman Wehrdienst in Rostock, Beziehung zu Claire Oberländer Beginn des Kontakts zu Paula Harbeck Ein Namenloser, Roman Aufenthalt in München Die drei Reiter, Gedichtsammlung Der Rubin, zwölf Novellen Aufbruch in die Schweiz Hochzeit mit Paula Harbeck Ausbruch des Ersten Weltkriegs Paralyse, Romanfragment Der Refraktär, Theaterstück Westfront, verschiedene Orte in Frankreich Lazarett-Aufenthalt in Deutschland Ostfront in Rumänien Tod bei Fintu Mare, Rumänien In Ketten durch Rumänien, Brieftagebuch |
Gedichte:
Paralyse
Hallo!
Die liebe Seele stirbt -
da liegt sie zuckend in deiner Hand -
ein Druck, und wir sind frei!
Sie schreit
und wallt und zuckt und schwillt,
da fällt sie quäckend von meiner Hand -
ein Druck, und wir sind frei!
Sie kriecht,
kriecht wie ein fetter Wurm -
und glänzt und springt und sie tanzt und lacht -
sie lacht – und ich bin frei!
Die drei Reiter
Wir sind die Welt: Not, Brot und Brunst!
In deiner Hüllen Zauberkunst:
in deiner Sinnen Farbenglut,
in deiner Sprachen Märchengut
herrscht herrisch der Instinkte Wut!
Versteck dich nicht – wir kennen dich:
aus jeden Finger spricht Verrat,
aus deiner erdenfernsten Tat
schreit laut dein notgepeitschtes Ich
Heb dich nicht hoch – wir fliegen mit,
aus deines Fluges höchstem Glück
fällst du uns rettungslos zurück:
in Kott nach deinem Himmelsritt!
Umsonst
Es hilft dir nichts, du bist dir ewig gleich,
und wenn du auch in jede Pfütze rennst
und dich mit jedem Lumpen Bruder nennst
es hilft dir nichts, du bist doch rein und reich
und bleibst in deiner Pöbel-Trunkenheit,
in deinem schmerzlich dich selbst Verachten
in deinem aberwitzigen Narrentrachten
ein goldnes Rad im Spiele der Notwendigkeit.
Die Flamme
Auch ich weiß, woher ich stamme;
schwälend trüb gleich einer Flamme,
die das Moor zum Schwälen brachte -
dieses Moor, das ich verachte,
Not und Plage heißt dies Moor -
glimm ich in die Nacht empor;
diese Nacht, die sturmdurchwütet,
in der Graun und Ekel brütet,
die mich giftig schweigend tötet,
eh der Tag sich mir gerötet.
Daten und Gedichte zusammengestellt von J. Schulz-Marzin